Kegel-Fans braucht das Land

Der Classic-Kegelverein Victoria Bamberg hat zwei ganz besonders treue Fans.

Jakob und Josef Knörr, die Zwillingsbrüder aus Eitensheim sind die vielleicht treuesten Anhänger der Nation, sie fahren mehr als 10 000 Kilometer pro Jahr zu Spielen. Für den Bundesligisten Bamberg haben sie eine Dauerkarte.
„Vier-sechs-acht – jetzt hat’s gekracht.“ Für Jakob und Josef Knörr ist das mehr als ein Schlachtruf beim Kegeln. Es ist für sie der Klang ihres Wochenendes. Die Sprache ihres Lebens. Sie sind Fans, was ja von fanatisch kommt. Und manchmal werden sie auch für verrückt erklärt.

„Ein sportliches Wochenende ohne Kegeln ist ein verlorenes Wochenende“, sagen sie. Und wenn der eine das sagt, könnte es auch aus dem Mund des anderen stammen. So sehr gleichen sie sich in ihrer Sichtweise. Wochenenden ohne Kegeln? Wenn ein Sportler das äußern würde, vielleicht okay. Aber ein Fan, ein Zuschauer? Bei den beiden 54-Jährigen macht man sich dennoch keine Sorgen. „Treue Seelen“, sagen Freunde über sie. „So nette Kerle.“ Lauter werden die Zwillinge nur hinter der Kegelbahn, im Zuschauerraum. “ Was macht der Biber? Holz, Holz, Holz.“

Mehr als 10 000 Kilometer reißen die beiden jedes Jahr nur fürs Kegeln runter, in einem A3 mit 150 PS, den sie extra für die Autobahn angeschafft haben. Eitensheim – Bamberg: Fast jedes Wochenende. Für den SKC Victoria, den besten Kegelverein Deutschlands bei den Männern, haben sie in Bamberg seit sechs Jahren eine Dauerkarte. Die Nummern 007 und 008. Die besten Plätze direkt hinter der Scheibe. „Und wenn wir mal nicht kommen, heißt es das nächste Mal: Wir dachten ihr seid tot.“ Ihre Plätze leer? Das kommt so gut wie nie vor. Das weiß man auch bei der DJK Ingolstadt. Dort Kegeln die Damen in der Bundesliga und fast immer sind die Zwillinge dabei. Am Samstag spielen Männer, am Sonntag Frauen.

Nicht nur in den Eliteklassen sind sie dabei. Bis hinunter in die untersten Ligen hocken sich die Zwillinge rein und plärren. „Es tut sich jeder beim Kegeln ab, von der höchsten bis zur niedrigsten Klasse“, ist ihr Motto. Wie viele Spiele geht das nun schon so? „Oje“, sagen sie, machen eine wegwerfende Bewegung. Das bekommen sie nicht mehr zusammen.

Josef zückt aber ein Notizbuch. Einen Zettel dazu. „EI, Kipf, BA, NM“ sind nur einige Kürzel an einem Tag. Auszug eines ganz normalen Kegelsamstags. Mit Spielen in Eichstätt, Kipfenberg, Bamberg und Neumarkt. Aus Jux haben sie das mal hochgerechnet: 112 Spiele im Jahr. „Es ist normal, dass am Montag meine Stimme kaputt ist“, sagt Josef.

Auf die Familie brauchen sie dabei nicht zu achten. Auch bei der Urlaubsplanung nicht. Die beiden Schichtarbeiter bei Audi haben keinen Anhang. Doch auch so wären die freien Tage für 2009 schon verplant. „Wir werden den Urlaub in ein paar Tagen einreichen“, sagen die beiden. Was könnte 2009 wohl anderes sein, als ein großer Kegelwettkampf? Die Weltmeisterschaft in Deutschland steht bevor .